Liebe Mitchristen,
„die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung.“ So hat es einmal ein katholischer Theologe formuliert.
Uns allen tut es gut, wenn wir bisweilen unseren Alltag unterbrechen, uns einen Abstand gönnen zu dem, was uns gerade umtreibt, wichtige Fragen an uns heranlassen: Wo stehe ich gerade in meinem Leben? Was will Gott mir sagen, dessen Stimme ich im Alltag oft überhöre?
In den Impulsen auf diesem Blatt, das Sie in der Hand halten, mögen Sie einige Anregungen zum Nachdenken, zum Beten, zum Innehalten finden. Vielleicht will Gott auch Sie unterbrechen, Ihnen einen neuen, einen anderen Blick auf Ihr Leben und auf die Welt schenken und Sie auf neue Gedanken bringen.....
Pfarrer Andreas Bosl
Hinführung zum Evangelium
Mit dem Evangelium vom 6.Ostersonntag im Lesejahr A (Joh 14, 15 – 21) weicht der Osterjubel allmählich dem Abschiedsschmerz. Abschiede, die oft schmerzlich sind und weh tun, können aber auch einen neuen Anfang gewähren. Auch Jesus verabschiedet sich von seinen Freunden und traut ihnen zu, dass sie nun ihren Weg mit Hilfe des Heiligen Geistes gehen werden. „Abschiede“, so sagt später Albert Einstein, „sind Tore in eine neue Welt“.
In der Stunde seines Abschieds sagt Jesus unter anderem:
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“
Jesus sagt nicht: „Zuerst müsst ihr alle Gebote halten. Dann werde ich euch lieben.“ Jesus stellt die Gebote unter die Liebe: „Zuerst müsst ihr mich lieben, zuerst müsst ihr mir vertrauen, dass ich es gut meine mit euch, dann wird es euch viel leichter fallen, das auch zu tun, was ich euch sage.“
Entscheidend ist, dass wir zuerst eine gute Beziehung zu Gott und zu Jesus aufbauen. Und wenn diese Beziehung eine liebevolle ist, dann werden wir wie selbstverständlich auf das achten, was er uns sagt. Dazu bedarf es keines moralischen Zeigefingers, keines Drucks, keines Zwangs.
Wir Menschen spannen nicht selten andere für unsere Zwecke ein oder lassen uns vor den Karren anderer spannen. Nicht selten sind Menschen Spielzeug und Marionetten anderer. Gott, so zeigt uns Jesus, spannt uns nicht ein für seine Zwecke. Er verpflichtet uns nicht auf neue Gesetze. Wohl aber verpflichtet er uns auf eine neue Haltung, die seine eigene Haltung ist: auf die Haltung der Liebe.
Fürbitten
Herr Jesus Christus. Deine Liebe ist absichtslos. Deshalb können wir uns dir anvertrauen und beten:
- Wir beten für alle, die wertschätzend und liebevoll mit anderen umgehen; für alle, die in Konflikten vermitteln; und für alle, die fähig sind, Unterschiede gelten zu lassen
- Für alle, die ein neuer Antisemitismus bedrückt; für alle, die falschen Nachrichten ausgeliefert sind; und für alle, die Hassreden und Verschwörungsgeschichten hören und ihnen glauben
- Für alle, die sich in den letzten Tagen an das Ende des zweiten Weltkriegs erinnert haben; für alle, die sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit; und für alle Menschen in den aktuellen Kriegs – und Krisengebieten der Welt
- Für uns selbst in unseren ganz persönlichen Anliegen, Freuden und Nöten......
- Für all jene, denen wir unser Gebet versprochen haben.....
Gottes Familie ist groß. Dennoch dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott jede und jeden von uns einzeln beim Namen ruft. So kann ich mit vielen Menschen auf der ganzen Welt beten: Vater unser im Himmel...
Gebet
Herr Jesus Christus. Auf den Straßen unseres Lebens wollen wir in Frieden den Menschen begegnen, die uns jeden Tag entgegenkommen: den freundlichen und den unfreundlichen, den liebevollen und liebesbedürftigen, den friedlichen und den friedlosen. Mache uns immer mehr zu Menschen, die Gottes Frieden in sich tragen. Amen.
Segen Gott, segne uns, indem du uns aufrichtest. Segne uns, indem du unseren Füßen festen Halt gibst. Segne uns, indem du uns Kraft zu eigenen Schritten gibst. Amen.
Noch etwas zum Schmunzeln – mit den besten Wünschen für die nächste Zeit
- Der kleine Alexander sieht einen elektrischen Liedanzeiger in der Kirche. Als die Zahlen für das erste Lied erscheinen, ruft er ganz laut: „Mutti, die Lottozahlen sind schon da.“
- Der kranke Pfarrer sitzt in der gefüllten Badewanne und schimpft: „Eine blöde Sache mit dieser Medizin – dreimal täglich 15 Tropfen im warmen Wasser einnehmen!“