Liebe Mitchristen,
„Propheten sind von Gott Gepackte“, so sagte einmal P. Notker Füglister, der es verstand, mich als Theologiestudenten in Salzburg für das Alte Testament zu begeistern. Ein solch von Gott Gepackter ist auch Jeremia. In für ihn ganz harten Zeiten ist sich der Prophet sicher: Sein Gott wird ihn nicht verlassen.
In der Lesung am 12. Sonntag im Jahreskreis A (Jer 20, 10 – 13) heißt es:
„Der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Meine Verfolger werden schmählich zuschanden...Singt dem Herrn, rühmt den Herrn; denn er rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter.“
Heimtückisch und hinterhältig wird über Jeremia geredet und geflüstert. Er ist müde, enttäuscht, von den Mitmenschen isoliert. Niemand will seine Botschaft hören, dass mit der Gesellschaft nicht alles zum Besten steht. Jeremia ist verzweifelt und verschont auch Gott nicht mit Vorwürfen. Und dennoch vertraut er auf Gott und seinen Beistand. Er hält an seinem Gott fest und Gott hält ihn.
Das gibt es auch heute: Menschen können in ausweglosen Situationen an der Hoffnung auf ein gutes Ende festhalten, können trotz Schmerz und Leid an Gottes Liebe glauben, Gottes Ferne aushalten und zugeben, dass ER ihnen ein Rätsel ist.
Einem Menschen, der auf Gott hofft, geht die Hoffnung nicht aus. Ein solcher Mensch stellt sich in ein größeres Ganzes hinein und ist davon überzeugt, dass es nicht nur seine eigene, sondern auch noch die Sichtweise Gottes gibt! Ein solcher Mensch kann darauf vertrauen, dass ihm jemand – Gott – gut will und es rundherum gut meint mit ihm, auch wenn er es manchmal noch nicht so sehen kann. Und auch wenn meine ganze Welt in Scherben fällt, wenn alles durchkreuzt wird, habe ich immer noch jemanden – Gott – , dem ich meine ganze Wut und all meine Angst entgegenschreien, dem ich all meine Fragen vor die Füße werfen kann und von dem ich weiß, dass er das alles aushält.
Fürbitten
Herr und Gott. In dem Wissen und in dem Vertrauen, dass du uns aushältst mit allem, was wir auf dem Herzen haben, wenden wir uns an dich und beten:
Wir beten für alle, die bewusst und gezielt andere Menschen verletzen und ihnen durch böse Nachrede schaden
Für alle, in deren Innenwelt es dunkel und kalt ist; und für alle, die sich ohne Lebensfreude und ohne innere Energie dahinschleppen
Für alle, die nicht mehr mitkommen in unserer rasanten Welt; und für alle Abgehängten, Vergessenen und Totgeschwiegenen
Für die Kriegstreiber und die Friedfertigen; und für alle, die Gegner zueinander führen und Brücken der Versöhnung bauen
Gebet
Allmächtiger Gott. Wir wissen, dass uns nichts ängstigen und erschrecken kann, weil du bei uns bist. Und doch sind wir oft so furchtsam und kleingläubig. Schenke uns das feste Vertrauen, dass du alles zum Besten führen wirst und sei besonders in den Stunden der Angst unsere Kraft.
Zum Bedenken
„Viele...sind schon so von der Welt der Werbung umgepolt, dass Gesundheit, Erspartes...und Aktienmarkt die wirklich wichtigsten Dinge im Leben geworden sind. Natürlich sagen die Marketingspezialisten das nicht direkt...Vielmehr erschaffen sie immer neue Bedürfnisse...Uns wird vorgegaukelt, dass wir diese Bedürfnisse erfüllen müssen, um glücklich zu sein. Die Werbung produziert so Tausende von Ablenkungen, um uns von unserer inneren Einsamkeit wegzuführen und stattdessen endliche Güter einzukaufen. Sie wollen unbedingt verhindern, dass...wir erwachsen werden und realisieren, dass die wichtigsten und wertvollsten Dinge im Leben nicht käuflich sind...In einem derart geschäftigen Leben gibt es keinen Platz, um die großen Fragen zu stellen, und es ist kein Platz mehr übrig, um das unendliche Sehnen nach dem Geheimnis unserer Existenz zu stillen.“
Ulrich L. Lehner, Gott ist unbequem. Eine Herausforderung, Freiburg 2019, 134f.
Nächster öffentlicher Gottesdienst für SL und CS:
Sonntag, 28. Juni 2020, 9.30 Uhr in CS
Wichtig: Anmeldung zu diesem Gottesdienst bis spätestens Donnerstag, 25. Juni 2020, 12 Uhr im Pfarrbüro.
Noch etwas zum Schmunzeln – mit den besten Wünschen für die nächste Woche
Was war Jesus von Beruf? „Student!“
Mit 30 Jahren wohnte er noch bei seinen Eltern, hatte lange Haare und, wenn er etwas tat, war es ein Wunder.