Ein finsterer Mann ging durch eine Oase. An ihrem Rand sah er eine junge Palme im besten Wachstum. Da ging er hin, nahm einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem bösen Lächeln ging er weiter.
Die junge Palme schüttelte sich und bog sich und versuchte, die Last abzuschütteln. Vergebens – zu fest saß der Stein in der Krone.
Da krallte sich der junge Baum tiefer in den Boden und stemmte sich so gegen die steinerne Last. Er senkte seine Wurzeln so tief, dass sie die verborgene Wasserader der Oase erreichten, und er stemmte den Stein so hoch, dass die Krone über jeden Schatten hinausreichte. Wasser aus der Tiefe und Sonne aus der Höhe machten eine königliche Palme aus dem jungen Baum.
Nach Jahren kam der finstere Mann wieder, um den Baum anzuschauen, den er verdorben hatte. Er suchte vergebens. Da neigte die hohe Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: „Ich muss dir danken, deine Last hat mich stark gemacht!“
Liebe Mitchristen,
ja, Steine können eine große Last sein. Durch Steine, die mir in den Weg gelegt werden, kann ich aber auch einen festen Stand im Leben gewinnen und die Erfahrung machen, dass mein leben wertvoll wird, wenn ich mich den Herausforderungen stelle und mit ihnen zu leben lerne.
Jesus sagt im Evangelium (vgl. Mt 10, 37 – 42):
„Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“
Wer auf das Äußere fixiert bleibt; wer sich abhängig macht vom Urteil der anderen, von Anerkennung und Beifall; wer den Wert seines Lebens von der Fülle seines Terminkalenders her bestimmt, der wird sein Inneres verlieren; der wird die kleinen Dinge, die sein Leben reich machen, nicht mehr wahrnehmen.
Wer Ja sagen kann zu seiner Lebensgeschichte, wer nicht vor dem Schweren und Mühsamen, das auch zum Alltag gehört, davonläuft; wer das annimmt, was ihm zugemutet wird, der wird innerlich frei.
Pfarrer Andreas Bosl
Bei weisen Menschen in die Schule gehen
„Ich habe mich nie zur Nachtruhe hingelegt, solange ich im Unfrieden mit jemandem war. Und soweit es mir möglich war, habe ich auch keinen zur Nachtruhe gehen lassen, der im Unfrieden mit mir war.“
Abbas Agathon
„Ein Bruder fragte einen weisen Menschen: Was ist Demut?
Der Weise antwortete: Demut ist, nicht auf die Fehler der anderen zu achten, sondern immer auf seine eigenen.“
Anonym
„Der Mensch, der Kränkungen und Verstimmungen nicht vergessen kann und trotzdem zu beten versucht, gleicht einem Menschen, der aus einer Quelle Wasser schöpft und es in ein Fass voller Löcher gießt.“
Anonym
Anselm Grün, Die Kunst, bei sich zu bleiben. Was wir von weisen Mönchen lernen können, Güterlsoh 2019, 114.129
Nächster öffentlicher Gottesdienst für SL und CS:
Sonntag, 05. Juli 2020, 9.30 Uhr in CS
Wichtig: Anmeldung zu diesem Gottesdienst bis spätestens Donnerstag, 02. Juli 2020, 12 Uhr im Pfarrbüro.